Wer kennt es nicht? Man stellt die Kamera ruhigen Gewissens für einen Zeitraffer oder eine Deep-Sky-Session auf, lässt sie über einen gewissen Zeitraum über einen Intervallauslöser selbstständig laufen und stellt am Ende doch ernüchternd fest, dass viele, manchmal sogar die meisten Aufnahmen der Serie kaum noch verwertbare Bildinformationen enthalten, weil die Objektivlinse im Laufe der Zeit beschlagen ist (siehe Bild oben).
Aber warum beschlagen Objektive?
Das Phänomen des Beschlagens tritt häufig auf, wenn man in feuchten, kalten Umgebungen fotografiert: Wenn die Luft an der Objektivoberfläche unter den sogenannten Taupunkt abkühlt, kann die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit nicht mehr in gasförmigem Zustand verbleiben, sondern kondensiert auf der kalten Oberfläche des Objektivs und zeigt sich als Beschlag auf der Objektivlinse. Mit diesem Problem wird man in der Astrofotografie früher oder später zwangsläufig konfrontiert, da man von Natur aus bei niedrigeren Temperaturen fotografiert. Hinzu kommt in meinem Fall, dass die Gegend, in der ich am häufigsten Astrofotos mache, nämlich der Sternenpark Westhavelland, von sich aus schon eine feuchte Gegend ist. Es vergeht dort kaum eine Nacht, in der die Ausrüstung komplett trocken bleibt.
Die Lösung: Das Objektiv muss erwärmt werden, damit sich keine Feuchtigkeit auf dem Objektiv absetzen kann.
Dabei gibt es zwei Hauptmethoden, um den Temperaturunterschied zwischen Objektiv und Umgebungsluft zu reduzieren. Beide nutze ich regelmäßig.
Lösung 1: Objektivheizmanschetten – Die zuverlässige Lösung
Objektivheizmanschetten sind speziell entwickelte Heizbänder, die um das Objektiv gewickelt werden. Sie funktionieren in der Regel mit einer Stromquelle wie einem USB-Anschluss oder einer Powerbank und bieten eine konstante und gleichmäßige Wärme, die das Objektiv effektiv vor dem Beschlagen schützt.
Diese Heizmanschette ist einfach zu bedienen und kommt mit mehreren Heizstufen, sodass die Temperatur je nach Bedarf angepasst werden kann. Das Band ist flexibel, passt sich verschiedenen Objektivgrößen an und lässt sich mit einer Art Klettverschluss fixieren. Dank des USB-Anschlusses kann die Manschette bequem mit einer Powerbank betrieben werden. Mittlerweile haben sich bei mir drei Heizmanschetten angesammelt, immer um sicher zu gehen, dass ich eine dabei habe. Und manchmal betreibe ich auch mehrere Kameras gleichzeitig.
Vorteile einer Objektivheizmanschette:
- Einfache Anwendung
- Mehrere Heizstufen
- USB-Anschluss für mobile Stromversorgung
- Flexibel und anpassbar für verschiedene Objektivgrößen
Lösung 2: Handwärmer – Die improvisierte Alternative
Falls man keine Heizmanschette zur Hand hat oder die mobile Stromversorgung umgehen möchte, können einfache Handwärmer eine gute Lösung sein. Handwärmer sind kleine, tragbare Wärmepacks, die über einen chemischen Prozess Wärme erzeugen. Man kann sie leicht mithilfe eines Haushaltsgummis ums Objektiv wickeln, um die gleiche Antibeschlagwirkung zu erzielen. Obwohl diese Methode vielleicht nicht so effektiv und gleichmäßig wie eine spezialisierte Heizmanschette ist, ist sie dennoch eine nützliche Notlösung. Und aufgrund meiner Erfahrungen habe ich auch von diesen Handwärmern immer welche dabei; sei es im Auto, im Fotorucksack oder in meiner Astro-Kramkiste, die mich immer in den Sternenpark begleitet. Es kann ja dann doch mal passieren, dass ich keine Heizmanschette dabei habe, oder die Powerbanks bereits leer sind. Gleichzeitig lassen sich diese natürlich auch als Handwärmer nutzen, daher auch der Name. 😉
Vorteile der Handwärmer:
- Vielseitig einsetzbar
- Lang anhaltende Wärme (bis zu 12h laut Hersteller)
- Ideal für unterwegs und auch für den Alltag
- Kleines Packmaß
Fazit
Wenn man häufig nachts fotografiert, ist eine Objektivheizmanschette eine lohnende Investition. Sie bietet eine zuverlässige und konstante Wärmequelle, die speziell für den Schutz vor Tau bzw. Frost auf dem Objektiv entwickelt wurde. Für gelegentliche Anwendungen oder als Backup sind Handwärmer eine gute und kostengünstigere Alternative.
Beide Dinge sind aus meinem Equipment zur Astrofotografie nicht mehr wegzudenken. Aber dennoch siegt auch bei mir manchmal die Faulheit und das Gefühl “Ist ja trocken, wird schon nicht beschlagen”, wie man auf dem relativ aktuellen Bild oben von La Réunion sieht. Aber wenn die Objektivheizung erst einmal angebracht ist, verrichtet sie ihre Arbeit tadellos. Selbst in frostigen Winternächten, wenn der Kamerabody und das Stativ so langsam einfrieren, die Linse bleibt frei. 🙂
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