Perseiden, Pech & Pannen auf La Palma

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Den Sternschnuppenstrom der Perseiden bei nahezu Neumond auf La Palma und auf über 2.000 Meter über dem Meeresspiegel zu beobachten und zu fotografieren, klingt vorerst nach einem ziemlich guten Plan. Allerdings kam dann doch einiges anders und es verlief nicht alles so wie erhofft. Ein Protokoll der Ereignisse:

12. August 2023

  • 06:00: Wir gehen schlafen, da wir die Nacht bereits ausgiebig fotografiert haben und uns Spots für die kommende Nacht und damit für das Perseiden-Maximum gesucht haben. Wir, das sind Tibor, ein Teilnehmer einer früheren Workshop-Reise, und meine Wenigkeit.
  • 14:00: Wer spät ins Bett geht, frühstückt demnach auch später. In unserem Fall zur deutschen Kaffee-und-Kuchen-Zeit. 
  • 17:00: Trotz späten Frühstücks wollen wir uns noch einmal ein letztes Mal für die kommende lange Nacht stärken und visieren das Restaurant La Muralla an, ca. 15 Mintuen mit Auto von uns entfernt. Außerdem täte ein kleiner Einkauf für die kommenden Tage auch noch ganz gut.
  • 17:15: Leider hat die Küche vom La Muralla geschlossen. Also peilen wir das nächstbeste Restaurant, Isla Verde, an, welches keine 10 Minuten Fahrt entfernt ist. So weit kommen wir allerdings nicht.
  • 17:20: Kurz vor einer Baustellenampel sehe ich die Meldung im Auto-Display: “Reifendruck prüfen”. Da eh gerade Rot ist, kann ich kurz aus dem Auto aussteigen und mir das anschauen. Tatsächlich! Der Reifen hinten links ist platt! Was nun? Der nächstbeste Ort mit genügend Platz zum Überlegen und für einen eventuellen Reifenwechsel scheint uns der Parkplatz des Restaurants La Muralla zu sein. Also wieder zurück.
  • 17:30: Beim Blick in den Kofferraum sehen wir das schon fast befürchtete: Kein Reserverad!
  • 17:50: Nach einem Telefonat bei der Autovermietung CICAR steht fest: Ein Abschlepper kommt, sammelt uns ein und bringt uns dann zum Flughafen, auf die andere Seite der Insel, wo wir ein neues Auto bekommen. Das kann bei den kurvenreichen Straßen also noch etwas dauern.
  • 18:00: Zu allem Überfluss schließt nun auch die Bar des La Muralla, wo wir uns wenigstens noch als Erfrischung ein alkoholfreies Bier genehmigt haben. Nun heißt es also warten, und das dank Calima bei ca. 40°C.
  • 18:30: Der Abschlepper ist endlich da! Nun heißt es im Führerhaus des LKW’s eng zusammenrücken.
  • 20 Uhr: Nach gefühlt endloser Fahrt kommen wir endlich am Flughafen an. Unglücklicherweise stehen dort auch zwei große Maschinen auf dem Rollfeld (für La Palma schon ein seltener Anblick), die wohl auch gerade angekommen sind. Dementsprechend die lange Schlange am Schalter von CICAR. Also noch mehr Zeitverlust und langes Warten, bepackt mit 6 Stativen und Winterjacken, die wir noch aus dem Plattfuß-Auto räumen mussten.
  • 20:30 Uhr: Wir haben ohne Aufpreis ein neues Auto bekommen. Und im Prinzip sogar ein Upgrade vom Corsa. Denn es ist nun ein Crossland X. Für unser ganzes Fotozeug inkl. Stative und Montierung gar nicht so verkehrt.
  • 21 Uhr: Vom Flughafen geht es nun also wieder zurück in den Westen La Palmas. Und glücklicherweise gibt es in El Paso noch ein paar Geschäfte und Restaurants, die um die Uhrzeit geöffnet haben. So können wir unseren ursprünlichen Plan (Abendessen + Einkaufen) 4 Stunden später doch noch in die Tat umsetzen.
  • 21:30 Uhr: Irgendwie favorisieren wir nach den ganzen Strapazen etwas schnelles, günstiges und nachhaltig sättigendes zum Abendessen. Unsere Wahl fällt tatsächlich auf Döner(teller). Mein erster Döner(teller) auf La Palma, bei meinem 10. Aufenthalt.

Dönerteller

  • 22:10 Uhr: Kurz nach dem wohlverdienten Essen fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Die Straßensperrung auf der Westseite der Insel! Aufgrund von Bauarbeiten schließt die LP-1 auf der Westseite von 22:30 Uhr bis in die Morgenstunden. Wir haben also genau die Baustelle vergessen, an deren Ampel wir den Platten bemerkt haben und die Pechsträhne des Abends angefangen hatte. Das bedeutet: Wieder zurück Richtung Osten, dann über den Roque de los Muchachos, den höchsten Punkt der Insel, um dann den Berg Richtung Westen zu unserer Unterkunft in Puntagorda wieder herunterzufahren. Dadurch steht uns eine 2-stündige statt einer knapp 1-stündigen Fahrt bevor. Die Berge La Palmas sind ja ohnehin unser Ziel für die Nacht, aber sämtliche Fotosachen sind noch in der Unterkunft, da ursprünglich nur das Abendessen mit schnellem Shopping geplant war.
  • 22:20 Uhr: Dann lieber vorher nochmal tanken. Aber in der näheren Umgebung hat nur eine Tankstelle geöffnet, dadurch lange Wartezeiten. Und heute wird nur Cash akzeptiert. Natürlich….
  • 23 Uhr: Endlich wieder auf dem Weg. Aber ein maximal entspannter Autofahrer vor uns, möchte heute wohl nirgendwo mehr ankommen. Zum Glück gibt es (noch) eine Überholmöglichkeit. Dann: Rote Alarmmeldung im Cockpit des “neuen” Autos: “Fehler Motoröldruck: Fahrzeug anhalten”. Noch während des Überholens blinke ich also links und weiche in eine Haltebucht aus. Motor aus und Ölstand prüfen. Scheint in Ordnung zu sein. Zumindest Öl ist im richtigen Maß vorhanden. Neustart. Auto schnurrt wieder. Also weiter den Berg hoch.

  • 23:10 Uhr: Nach ein paar Kurven taucht ein Auto vor uns auf. Achja, da war ja was. Wir haben den Schleicher wieder eingeholt. Und hier in den nun anfangenden Serpentinen scheint es keine Überholmöglichkeit mehr zu geben. Das heißt mit maximal 35km/h den Berg hoch und erneuter Zeitverlust. Es ist wie verhext.

13. August 2023

  • 1 Uhr: Wir kommen an unserer Unterkunft in Puntagorda an und beladen das Auto nun direkt mit unseren Fotosachen. Schließlich ist in dieser Nacht das Perseiden-Maximum. Und auch wenn einiges heute schon dagegen gesprochen hatte. Wir wollen es nicht verpassen.
  • 01:45 Uhr: Auf dem Weg hoch in die Berge La Palmas erscheint erneut die Motoröldruck-Warnmeldung. Also gleiches Prozedere wie vorhin: Auto anhalten, ausschalten, wieder anlassen und weiterfahren.
  • 02:15 Uhr: Endlich sind wir an unserem eigentlichen Fotospot angekommen, unweit der Observatorien. Es ist tatsächlich gar nicht so einfach, hier heute einen Parkplatz zu finden. Wie es scheint, ist die gesamte Inselbevölkerung in den Bergen. So voll habe ich es hier noch nie erlebt. Aber klar: Sternschnuppen-Maximum, wegen Calima auch nachts auf knapp 2400m Höhe angenehme Temperaturen um die 20°C. Und dann ist ja auch noch Wochenende, genauer gesagt: Samstag-Nacht.
  • 3 Uhr: Aber noch bevor unsere Kameras eine nennenswerte Anzahl an Fotos machen konnten, dreht sich genau das Teleskop von uns weg, auf welches wir uns bildgestalterungstechnisch konzentriert haben. Zudem nähern sich Wolken und verdecken immer mehr vom Himmel. Klar, was hatte heute eigentlich noch gefehlt…

  • 3:15 Uhr: Etwas, was ich hier oben ebenfalls noch nie erlebt habe: Mücken. Und zwar so nervig, dass ich lieber mal das Anti-Brumm aus dem Rucksack hole.  Mist, Fingernagel eingerissen. Und zu allem Überfluss haben wir das Anti-Brumm auch noch im Auto vergessen, was sich nun mittlerweile 1km entfernt von uns befindet.
  • 4:30 Uhr: Mittlerweile hat es sich nun annähernd komplett zugezogen. Blödes Timing so kurz vor dem Perseiden-Maximum. Wobei, wenn man die letzten 11 Stunden betrachtet, eigentlich passendes Timing.
  • 6:00 Uhr: Rückkehr zur Unterkunft nach einer turbulenten Nacht mit vielen Tiefen. Die Höhen beschränken sich im Prinzip lediglich auf die zurückgelegten Höhenmeter. 😉

Die darauffolgende Nacht verlief aber zum Glück ohne weitere Vorkommnisse. Wir hatten sogar bessere Bedingungen und auch viele schöne Perseiden, obwohl das Maximum schon hinter uns lag:

Tom Radziwill

ist begeisterter Landschafts- und Astrofotograf. Auf seinem Blog berichtet er von seinen Reisen, Erlebnissen und der Entstehung der Bilder. Sein Motto: "Jedes Bild hat seine eigene Geschichte."

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