Seit Februar 2014 ist der Naturpark Westhavelland aufgrund seiner sehr guten Himmelsqualität auch offiziell Sternenpark und läd Sternenfreunde ein, die Nacht dort zu verbringen. Im August 2014 habe ich dort den Berliner Fotografen Christian Dandyk kennen gelernt, mit dem ich seitdem regelmäßig im Sommer in den Sternenpark fahre. Dieses Jahr hat es auch wieder einige Male geklappt, und wirhaben dabei teils spektakuläre Erlebnisse machen dürfen.
– Leuchtende Nachtwolken im Juli –
Die Saison für gemeinsame Beobachtungen unter dem dunklen Sommerhimmel des Natur- und Sternenparks Westhavelland starteten wir im Juli. Mit Kamera und Teleskop (ein 8” f/6 Dobson) ging es am frühen Abend in Richtung Gülpe. Schon beim Aussteigen dort merkt man die Ruhe, welche die Landschaft bei tiefstehender Sonne ausstrahlt: Die Natur bereitet sich auf die Nacht vor. So auch wir, denn nach einem kleinen Imbiss bauten wir Kamera sowie Teleskop einsatzbereit auf. Das Warten auf die Dunkelheit konnte also beginnen.
Als es dann schon ziemlich dunkel war, bemerkten wir, dass es am Nordhorizont nicht richtig dunkel wurde. Klar dauert die Dämmerung auch in unseren Breiten im Hochsommer etwas länger, aber da war noch etwas anderes was regelrecht leuchtete. Nach längerer Beobachtung und einigen Fotos war klar: Es handelt sich um Leuchtende Nachtwolken (engl.: noctilucent clouds = NLC’s). Ein Phänomen, bei dem Eiskristall-Ansammlungen in über 80 km Höhe das Licht der schon lange untergegangenen Sonne zum Beobachter reflektieren.
Irgendwann war es dann doch so dunkel, dass die Leuchtenden Nachtwolken allmählich verblassten und mit der eigentlichen Sternenbeobachtung gestartet werden konnte. Ich beschränkte mich dieses Mal auf das visuelle Beobachten durchs Teleskop, also ohne aufwändige Astrofotografie.
Ehe man sich versah, wurde der Himmelshintergrund auch schon wieder heller und die Morgendämmerung setzte ein. Diese Zeit muss man gekonnt überbrücken. Denn für Astrofotografie und Beobachtungen ist der Himmel schon zu hell, für Landschaftsfotografie ist die Landschaft noch zu dunkel und bis zum Sonnenaufgang dauert es auch noch ein bisschen. Kein Wunder, dass zu diesem Zeitpunkt die Müdigkeit am stärksten in Erscheinung tritt. So ließen wir uns zu einem kleinen Nickerchen hinreißen. Zwischendrin bemerkte ich sogar in der Morgendämmerung auch wieder die Leuchtenden Nachtwolken, welche allerdings nicht so spektakulär aussahen wie am Abendhimmel. Sie halfen allerdings gegen die Müdigkeit, da ich jetzt wieder fleißig fotografierte.
Währenddessen plante ich kurzfristig, den Sonnenaufgang als Zeitraffer aufzunehmen, da der sich ständig bewegende Morgennebel auch ein gutes Stilmitel für einen Zeitraffer sein könnte. Ich stellte die Kamera ein und legte los. Während meine Kamera lief und die Sequenz aufnahm, borgte ich mir von Christian eine Kamera mit Objektiv. Als Berufsfotograf hatte er natürlich sehr hochwertiges Equipment dabei und schon nach dem ersten Bild bemerkte ich den Qualitätsunterschied zwischen meiner Canon 500D und seiner Sony A7MII. Auch die Zeiss-Objektive hatten einen großen Anteil daran.
Im Folgenden die schönsten Impressionen der Morgendämmerung und des Sonnenaufgangs. Zusammengefasst auch als Video:
https://www.youtube.com/watch?v=9SqHQWfj350
Dieser Morgen inkl. dem Sonnenaufgang schafft es in die Top 3 von allen, die ich bisher erlebt habe.
– Wolken vor Perseiden im August –
Der Sternschnuppenstrom der Perseiden ist ein fest eingeplanter Termin im Kalender für alle Astronomie-Begeisterte und für alle Sternschnuppenfans sowieso. Da die Perseiden gegenüber 2014 dieses Jahr auf eine günstige Mondphase fallen sollten (fast Neumond), war schon lange klar, dass ich auch zu diesem Termin ins Westhavelland fahren wollte. Denn je dunkler der Himmel, desto mehr Sternschnuppen sind zu sehen und umso größer dann das Spektakel. Zusammen mit Christian plante ich also einen weiteren gemeinsamen Aufenthalt.
Im Laufe des Abends aber verdichteten sich die Wolken und die Prognosen ließen einen auch nicht optimistischer werden. Trotz aller Wolken ließ uns ein schönes Abendlicht dann doch noch auf andere Gedanken kommen.
Allerdings verzogen sich die Wolken im Laufe der Dämmerung nicht. Lediglich für ca. eine Stunde waren größere Lücken, durch die auch einige Perseiden zu sehen waren. Aber wie es immer so ist: Hält man die Kamera in die eine Wolkenlücke, ist die nächste Sternschnuppe durch die andere Wolkenlücke zu sehen.
Danach zog es sich wieder zu und es sollte im Laufe der Nacht auch nicht mehr aufklaren, sodass wir uns entschlossen, die Rückfahrt anzutreten. Auf der Rückfahrt hatten wir allerdings wieder ein Lächeln im Gesicht. Es war lustig anzuschauen, wie immer wieder am Straßenrand Autos abgestellt waren. Sie alle wollten die Perseiden im Sternenpark sehen. Man kann ja nicht immer Glück haben…
– Polarlicht im September –
Als sich der Sommer bereits in den letzten Zügen befand, verabredete ich mich mit Christian sehr spontan nochmal für einen Ausflug in den Sternenpark. Die Entscheidung fiel erst am späten Nachmittag, da sich zu dem Zeitpunkt die Wetterprognose für die folgende Nacht zum Positiven wendete. Wir fuhren sogar los, als es schon dunkel und der Himmel noch fast komplett bedeckt war und verließen uns somit komplett auf die Prognose. Im Sternenpark angekommen, stiegen wir aus dem Auto aus und uns empfing eine fantastische Milchstraße über unseren Köpfen. Schon allein dafür lohnt sich die Fahrt dahin. Als wir die ersten Fotos gemacht haben, fiel mir plötzlich am Nordhimmel eine längliche Leuchterscheinung auf. Erst hielt ich es für einen Kondensstreifen, doch plötzlich schien dieser Streifen entlang des Nordhorizontes zu wandern und wie aus dem Nichts bildete sich daneben ein zweiter, während der erste wider verblasste. Jetzt hatte ich schon eine Vermutung was das sein könnte. Sicherheitshalber richtete ich die Kamera an die entsprechende Stelle, und was ich dann auf dem Kameradisplay sah, war einfach atemberaubend: Es war tatsächlich Polarlicht! Und das vorher mit bloßem Auge und das auch noch im Westhavelland!
Nach diesem tollen Erlebnis, was allerdings auch nicht lange anhielt, machten wir noch einige zahlreiche “Standard-Astro-Bilder”.
Im folgenden Bild erkennt man übrigens, welche Auswirkung Wolken in Sachen Lichtverschmutzung haben. Die Wolke streut das Licht der entfernten Stadt extrem:
Als die Nacht sich dem Ende neigte und der Morgen graute, bekamen wir erneut etwas zu sehen, womit wir gar nicht gerechnet haben: Eine Mond-Venus-Mars-Konjunktion am Morgenhimmel. Mit dem Nebel in der Landschaft, der sogar auch die ganze Nacht über in Bewegung war (mal kam er näher, dann verzog er sich wieder), gab dies eine tolle Morgenstimmung ab:
– Zu Besuch auf dem WHAT 2015 –
Zwei Tage später stand nun der Westhavelländer Astrotreff (Kurz WHAT) auf dem Programm. Dieses Mal fuhr ich ohne Christian und auch nur am ersten Veranstaltungstag, nämlich am Freitag, denn für diese Nacht waren die Wetterprognosen noch am besten. In Gülpe angekommen, waren bereits viele Sternenfreunde da und auch einige Teleskope aufgebaut:
Nach einem Imbiss und während dem Warten auf die Dunkeheit ergaben sich viele nette Gespräche. Natürlich lag hier das Hauptaugenmerk auf das gemeinsame Beobachten durch Teleskope von anderen Astronomie-Begeisterten, sodass ich keine aufwändige Astrofotografie-Ausrüstung aufbaute. Das lag auch daran, dass immer wieder Wolken durchgezogen sind, aber der Vorteil bei so einem Treff ist ja, dass man sich auch mal ohne Sterne nett unterhalten kann. Aber eine Milchstraße sollte dennoch nicht fehlen…
Pingback: Meine astronomischen Vorsätze für 2017 | Tom Radziwill – Fotografie
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